Samstag, 3. September 2011

Essay Vertrauen

Augenblicke in der Natur
Essay Vertrauen


Die Natur ist schillernd und bunt. Unbefangen. Weit. Und der Mensch baut Häuser. Grenzen. Ecken. Verglaste Öffnungen lassen etwas Erleben zu. Das Leben bleibt draußen. Isolierung. Isolation. Die Tür! Öffnen. Freiheit. Der Enge des Raumes entrinnen. Oder die Weite zulassen. Von Außen nach Innen. Und dann? 
Die Libelle fliegt durch den Hof. Ihre leuchtende Faszination fesselt meinen Blick. Die Mischung macht´s. Das Auge ist entzückt. Kobaltblau-türkis. Der Kopf ein vielschichtiger Edelstein. Der zarte Körper ein graziles Leuchtstäbchen. Die Flügel in ihrem zarten Gewebe und im fast immerwährenden Rhythmus der Bewegung. Diese Wesen sind ein herrlicher Spiegel der Natur. Wenn Natur filigran ist, sind sie der Ausdruck. Die Libelle fliegt hinein. Ins Haus. Durch die Tür. Mein Atem stockt. Das Haus ist leergeräumt, harrt der Renovierung. 
Wie die Länder der EU. Ausgeräumt. Hülsen mit lebenden Wesen. Die Substanz ist zu suchen. Doch was ist „Substanz“? Bedruckte Papiere mit Schein-Werten? Oder sind es doch die Menschen, die Individuen, die Arbeitenden, Schaffenden, Entwickelnden, Liebenden!? – Somit fallen die Politiker schon mal aus dem Raster… 
Das (beinahe) leere Gebäude mit den immer geschlossenen Fenstern. Konstruktionsmerkmale bleierner Seelen. Eingeschlossen. Abgeschlossenheit. Leere. So sind sie gegangen, die Vorbewohner. Das Haus lebt. Und wartet. Spinnen lauern auf ihre Beute. 
Ich werde die Libelle retten. Ein Freund aus der Natur. Dort, wo wir alle herkommen. Und immer SEIN werden. Sie flattert am Fenster. Die Sonne strahlt hindurch. Irritierend. Irisierendes Scheinen. Meine Augen, mein Herz sind gebannt und elektrisiert. Wie kann ich Dir helfen, Du zartes Geschöpf? Sinnen… . – Meine groben Hände und Deine „Leichtbauweise“. Sie fliegt auf die Kante eines weißen Kartons in meiner Nähe. Unter dem Fenster. Und wieder zurück. Unsicher!? Vibrierend. Hin und Her. Ich sage:“ Ganz ruhig – ich helfe Dir“- verwende einen hohen, sanften Ton. Fast wie beim Singen. So mache ich es. Schwingend nähere ich mich ihr, gehe in die Knie. Der Karton . Sie starrt mich ruhig an. Keine Bewegung. Meine Hand senkt sich zu ihr herab. Die Rechte. Wohl die Richtige. Wie so oft im Leben, die richtige Wahl. Mein kleiner Finger schiebt sich näher. Einer ihrer Fühler hebt sich, ganz sachte, testet. Welche Energien hat der große Kerl? Eine erste Berührung. Ich spreche ganz leise zu ihr- fühle zu ihr hinüber. Millimeter. Millimeterweise Wärme. Und Energie. Ich formuliere „Komm – Vertraue mir“. Intuitiv. Intensiv. Ich will ihr helfen. Sie spürt es. Akzeptanz. Jetzt. Sie erklimmt meinen kleinen Finge, der wie ein warmer Hügel vor ihr aufragt. Absolute Ruhe. Kein Geräusch stört, nicht mal ein Augenzwinkern. Wir zwei sind Eins. Ihre Flügel schwingen äußerst leicht, eher unmerklich. Sie sitzt auf dem Finger. Ich erhebe mich, voller Glück. Ich trage, nein schwebe mit ihr, die vier Meter bis unter den Türrahmen. Sie startet- und ich bleibe zurück, schaue ihr nach voller Dankbarkeit und Freude über diesen Augenblick. 
Vertrauen.



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