Donnerstag, 4. August 2011

Essay Das Gold der Blüte


Essay

Augenblicke in der Natur

Das Gold der Blüte

Ist das schon philosophisch? Oder eher eine Reflexion? Die kleine Goldmine scheint mich zu verschlingen. Die güldenen Stempel in ihrem Herz blicken mich an, stabil, stark, lebendig. Die Blütenblätter, Pforte zum Inneren, nicht das sie mir den Zutritt verwehren. Zart biege ich auseinander, was so fest gefügt scheint, so natürlich zusammenhält. Ich will an das Innere. Schauen, betrachten, erkennen. Ja. Philosophieren? – Ist Natur nicht Philosophie? Schon die  bloße, nackte Betrachtung? Ein Wort. Buchstaben. 
Oh herrliche Überbleibsel griechischer Sprachschöpfung. Von europäischen Dichtern und Forschern mit Leben erfüllt: Herder, Humboldt, Goethe, Camus, Lessing – Rudolf Steiner? – Die Anthroposophie als Erklärungsansatz für´s nicht Erklärbare. Für das eigentlich wissenschaftlich nicht Definierbare. Die Natur erforschen, sie dann zu „erklären“. Nur der Mensch, geistesgesteuert, vermag der Natur die Notwendigkeit aufzuzwingen, erläuterbar sein zu müssen. Tiere und Pflanzen tun das wohl nicht. Zumindest sind keine schriftlichen Aufzeichnungen bekannt geworden. Nun, sie kommunizieren auch anders. Und „erfolgreich“. So wie die Natur, trotz der Eingriffe der Menschen, immer wieder und weiter gedeiht. Selbsterklärend. Triebhaft. Rund. 
Um zum Stempel, zum Herz der Blüte zu gelangen, muß ich die Blätter beiseitebiegen. Sie widerstreben. Erneutes, gefühlvolles Probieren. Öffnet sich der Weg? Kann ich ihn beschreiten? Ein bisschen erinnert´s mich an unsere Suche und Versuche, die Finanzierung für unser Projekt zu erhalten… . Fragen, neue Ideen, Verständnislosigkeit, Entwicklung, Veränderung, Klarheit, Deutlichkeit. „Weniger Philosophie“ empfahl uns ein Berater unlängst. Wir verstanden. Wobei doch auch das bloße Aneinanderreihen von Ziffern zu Zahlen philosophisch ist. Oft steht dem kein „Wert“ gegenüber. Bleibt das sachliche Wort. Fakten. Das ist es. Fast schon schade. Hätten die Menschen intimeren Zugang zur Naturphilosophie, blieben uns – möglicherweise – zahlreiche (oder alle?) Konflikte und Auseinandersetzungen erspart. Die Natur wertet nicht. Sie akzeptiert, was ist. Reduziert auf das wesentliche Maß, was zu opulent erscheint. Sie kennt keine Planzahlen, nur die augenblickliche Akzeptanz der Gegebenheiten. „Ja, wo kommen wir denn dahin, wenn…?“ Zu mehr Friede. Lebensfreude. Gesundheit. Wohlgefühl. Und haben wieder etwas mehr Freiraum für das herrliche „Philosophieren“. 
Ich öffne rücksichtsvoll die nächste Blüte.