Dienstag, 22. Mai 2012

Essay Der Lein




Ralf Wendling
Essay

Augenblicke in der Natur

Der Lein
Gesponnen? – Mitnichten. Blau wiegen sich die Geschöpfe in der Frühjahrsluft. Der Himmel gibt einen, zugegebenermaßen, eher bescheidenen Kontrast dazu. Das Grün drumherum…
Uralte Kulturpflanze Lein – Begleiter des Menschen seit Jahrtausenden. Leinsamen, Leinöl, Leinhemden… - Ich will eine sommerlich-luftige Leinenhose. Naturfarbe. Lässig. Natürlich.
Früher waren´s die Arbeitsklamotten. Heute: Mode. Die Baumwolle; Pestizide und Wasserverschwendung. Kunstfasern; das sind die, die in Raffinerien gezüchtet werden. Meist in China. Schnelltrocknend. Atmend. Leicht. Und anschließend Sondermüll! Wehe, ein Funken fliegt am Grillabend! Dann hat das Plastikhemd ein Loch. Garantiert. – Nicht reparabel.
Gut. So entwickeln wir uns weiter. Da denke ich lieber zurück. Fühlbare Natur auf schweissnasser Haut. Sonnenschutzfaktor: Normal. Gut waschbar. Haltbar. Nachher: Kompost, die Umwelt dankt´s, die ferngesteuerte Industrie nicht. Was mir egal ist. Ich brauche Happtik. Was Echtes. Geschmack, lustvolle Umarmung einer freundlichen Wiese. Kaltgepresst auf den Tisch. Kartoffeln, Salat oder ein Schlückchen,
einfach so. Ich weiß ja, woher´s kommt. In zwei, drei Jahren vom eigenen Feld.
Ein lustig-blaues Meer.
Und alles wiegt sich im Rhythmus des Windes.
Herrlich.

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