Tage des Lichts VIIII.
Ein Reisebericht von Ralf Wendling
Auf Entdeckungsreise im Süden
Frankreichs
Fluorite im Katharerland in
Südfrankreich -
Ein
mineralogisch-genussreicher Streifzug
Mont-Roc.
Welch ein Name. Augenblicke mit der untergehenden Sonne, die ich nie vergessen
werde.
Das
Dadou-Tal in golden-samtiges Licht getaucht – rauschendes Wasser des
Flüsschens, das sich in Jahrmillionen respektabler Fleißarbeit seinen Canyon
durch Schiefer und Quarz gegraben hat. Wild.
Schnell
ein paar Fenchelsamen der hier wildwachsenden Pflanze genascht – und los
geht´s.
Ist
ja bereits Mittagszeit.
Wir
wollen heute (und morgen) Fluorite strahlen. Die Gegend von Paulinet (Dept.
Tarn), ist über einen Sattel erreichbar; lässig folgen wir den Serpentinen ins
waldreiche, lichte Tal – Felsüberhänge, wildes Wasser und Felsblöcke am
Strassenrand zeigen uns Menschen immer wieder, das sich die Natur nicht zähmen
lässt und die Erde ihren eigenen Gesetzen folgt… .
Ich
hab´ mal wieder meine alten Kampfstiefel gewachst (mit Bienenwachs vom Imker
hier) – uns erwarten in den alten Minen, den Aufschlüssen und Pingen
hochwachsende Brombeeren, Brennnesseln, dazu Weißdorn… - die Schlangen,
smaragdgrüne Äskulapnattern von beachtlicher Größe, Zornnattern (gelassen
freundlich) und Kreuzottern… -nebst Libellen, herrlichen Schmetterlingen,
Greif- und Singvögeln - dominieren die
Fauna.
Der
Ort St.Jean-de-Jeannes, in einem Talkessel gelegen, hatte bis vor rund 5 Jahren
sein Auskommen durch die Fluorit-Mine Moulinal – sie ist nun „rekultiviert“- es
lassen sich noch Quarzkristalle von beachtlicher Größe finden.
Die
Bergbau-Tradition, in galloromanischer Zeit auf Erze wie Blei, Eisen, Silber,
Kupfer gehend, erlebte erst durch den Fluorit-Abbau im 20. Jh. wieder eine
Blüte.
Die
größte Mine war Mont-Roc, ein kilometer-langer Filon (Gang) mit den
herrlichsten blau-grün-türkisen Würfeln, die ich bisher gesehen habe.
Und:
Ich hatte das große Glück, in den letzten Jahren durch intensive Suche 2
tonnenschwere Blöcke zu finden, durchzogen von blauen Kristallzonen, Gängen –
in deren Drusen sich Fluorite von außergewöhnlicher Schönheit und Klarheit in
türkis-hellblau, violett und einmal sogar in tiefblau befanden. Gott sei Dank
habe ich sie in schweißtreibender, wochenlanger Tätigkeit aus dem zäh-harten
Gestein bergen können; kurze Zeit später war alles – wie so oft – mit Erdreich
zugedeckt… .
Jetzt
stehen diese Raritäten in Kisten verpackt hier bei uns – sie werden das
(geplante) Naturmuseum in unserer La Source – Naturacademie
bereichern.
https://www.welcomeinvestment.com/de/dashboard/projects/naturacademie-la-source-quelle-der-natur
Wir
fahren in Richtung Franciman-Mine. Das Tal ist still, keine Hinweise mehr auf
Bergbau. Einige km auf einer Forststasse – wir parken an einem klaren Bach.
Über eine Pontonbrücke marschieren wir Richtung des alten Abbaus, begleitet von
Cäsar, meinem Minenhund, der, sobald es losgeht, fiepend, jauchzend
umherspringt, denn er liebt seinen
Bach- und die Stöckchen, die „zufällig“ vor seiner Nase ins Wasser platschen.
Er kennt seine Mine, den Weg und ebenso seine Aufgabe- aufzupassen auf uns und
eventuelle „Ankömmlinge“ zu melden. So ist er immer ein treuer Gefährte auf
meinen Streifzügen.
Es
gibt mehrere Abbau-Sohlen im Wald – teils sehr steil, ein Hinweis ist der
weiß-leuchtende Fluorit, hier als Ganggestein, der leicht zu sehen ist. Das
Minenareal erstreckt sich rund 80-100 m den Berg hinauf, weitgehend bewachsen
und recht wegelos.
Hier
konnte ich bereits aus dem Skarn wundervolle hellblau-glasklare Fluorite, teils
auf Muttergestein, teils „reif“ in Klüften liegend bergen, das tun wir auch
heute.
Klappspaten,
Spitzhacke, der Estwing gräbt sich ins weitgehend grusige Material,
darüber
Sedimente, Gesteinsbrocken… .
Die
Elster warnt die anderen Waldbewohner, das Käuzchen ruft, Schmetterlinge tanzen
im Licht, einige Hornissen schauen neugierig nach uns… - Schade, jetzt Ende
September ist´s zu spät für die Heidelbeeren. Mal nach den Pilzen schauen…
Stefan
freut sich indessen. Er gräbt mit den Fingern im Hang herum, da kugeln aus dem
lockeren Skarn einige blauschimmernde Brocken heraus, fallen ihm praktisch in
die Hände. Es sind Fluoritkristalle, 2-3 cm groß, kantenscharf mit der für
diese Fundstelle typischen Parkettierung (ich nenne sie Pueblos, wegen ihrer
architektonisch-ansprechenden Form).
Auch
Daniel hat Glück, er birgt einen Fluorit
in blau-grau-klarer Farbgebung und „klassischem“ Habitus aus dem Muttergestein.
Ja,
jetzt geht´s los. Weitere Funde füllen unsere Rucksäcke. Im Bach werden wir sie
waschen. Großartig, was sich an solch einsamen Plätzen wie diesem verbirgt.
Wir
machen Pause mit Baguette, Quellwasser, Käse, Oliven, Tomaten und erklimmen
dazu eine Felsnase, ein verträumtes Sonnenplätzchen, ein richtiger „Lug ins
Land“, von der Erosion glattgeschliffen. In der traumhaften Stille dieser
Felsen, so sauber, so harmonisch, so einladend – liegt ein idealer Platz für
ein Photo-Shooting, denke ich mir. – Ich möchte ja auch meinen anderen Talenten
und Passionen nachgehen…
Nun,
ein wenig relaxen, träumen, sinnieren – ich erzähle meinen Begleitern, das
dieser Gangzug wohl auch auf der anderen Seite des Berges einen Aufschluss bietet,
Spuren von Bergwerkstätigkeit habe ich beobachtet und im Anstehenden auch
interessante Funde von glasklaren Quarzkristallen sowie Baryt in XX gemacht.
Der Gang setzt sich ebenso auf der gegenüberliegenden Bachseite fort, man muß
wieder aufsteigen und zwar steil – dort finden sich recht große
Rauchquarzkristalle, praktisch direkt an der Oberfläche. Da wollen wir dann
morgen hin.
Wir
sind heute zufrieden; weitere Fundpunkte, wie Peyreblanque, eine Mine auf Baryt
mit ihren Schächten, puits, direkt im hier gesteinsbildenden Baryt, mit
Fundmöglichkeiten für Azurit/Malachit in XX, auch Embournegarde mit den
bekannten, blauen Fluoriten, sowie Montredon und die herrlichen Quarzdrusen,
bunten Achate – und natürlich meiner artesischen Lieblingsquelle mit reifem, äußerst
reinen Wasser warten noch auf unseren Besuch. Wir bedanken uns – jeder auf
seine Weise – für die Schätze, die wir der Erde entnehmen durften.
Jetzt,
nach der Wühlerei, dem Marsch unter der immer noch intensiven Sonne des Südens,
erfrischen wir uns erstmal im kühlen Wasser des Bächleins- reinigen die
Fluoritkristalle und bewundern unsere Funde in all ihrer Schönheit.
Gutgelaunt
treten wir die Rückfahrt an – ich lasse meinen Gefühlen freien Lauf und stimme
das Lied „Cara Mia“ an, heute allerdings nur mit 2 Oktaven, die dritte ist, ob
der Anstrengung und des Staubes, nicht zu aktivieren… .
Mal
sehen, ob Bettina bereits das Diner – uns ist nach „Tapas“ zumute - gerichtet
hat – einige kleine Köstlichkeiten der Region, neue Kartöffelchen, Rosé – und
Rotwein…
Wir
erklimmen den Sattel – wieder sendet uns die südliche Sonne ihren
abendlich-sanften Gruß und wir lassen es uns schmecken.
Das
Leben ist schön.
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