Ralf
Wendling
Essay
Augenblicke
in der Natur
Frühlingsveilchen
Ich
lasse mich verführen. Die Farben- der Duft. Ein zart-violettes Meer kleiner
Pflanzenwesen. In den Schein der untergehenden Sonne getaucht. Freundlich
nickend. Offen. Tanzend?
Während
der fröhliche Reigen hier in der Domaine Les Juliannes, von der Märzsonne des
Jahres 2012 zur Lebensfreude animiert, lichtvolle Kapriolen schlägt, fällt es
auch leicht, das augenblicklich „ewigwährende“ Untergangsszenario der längst
überholten Machtstrukturen zu verdauen. Ich pirsche durch die Veilchenfamilie
und weiß, dass sie empört aufschreien, wenn ich eines touchiere. Deshalb:
Vorsicht! Ein wenig Respekt vor einer immer weiter zurückgedrängten Umwelt
schadet nicht. Mit der Leichtigkeit meines
Seins sind Achtung und Akzeptanz für diese Umgebung die Schwingung schlechthin.
Riechen, sinnen, schmecken, sich verlieren… - so frei, so virtuos wirken diese
Geschöpfe auf mich – was gibt es an Worten, aneinandergereihten Buchstaben, die
das Gefühl auszudrücken vermögen.
Worte,
Buchstaben? - Die Veilchen interessiert das nicht. Sie wiegen sich leise im
Wind. Ihr betörender Duft, so aromatisch-pfeffrig, lässt Appetit aufkommen. Ich
fühle allerdings auch die Warnung:“ Iß nicht zu viel, das verdirbt Dir den
Geschmack.“ Also zupfe ich ein paar Blättchen – die Zunge spürt: „Oh ja, ein
Aperitif der seltenen Art…“ – doch auch nicht mehr. Das sehen die Hummeln
anders.
Ihr
Diner heißt wohl Veilchennektar. Nun ja, die Zeit der kleinen Wesen währt nicht
ewig. Der Genuss ist begrenzt. Die Natur hat ihre „Zyklen“. Die
abwechslungsreiche Saison des Lebens.
So
ist die Natur. Schert sich nicht um Klimaveränderung, Angst, Sorgen, Mangel… .
Sie hat. Und sie gibt. Jedem. Irgendetwas ist immer da. Zum Genießen, zum
Leben, zum Schmunzeln.
So
wie in diesem Moment die Veilchen.
Ein
schöner Augenblick.
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